Volleyballer holen den Bundespokaltitel

Sechs Jahre haben die Berliner warten müssen, bis sie den Bundespokal Nord wieder in Händen halten konnten. Fünf Siege in sechs Spielen, so lautet die stattliche Bilanz der U17 beim diesjährigen Wettkampf, den die Auswahlmannschaften der neun nördlichen Bundesländer in Hamburg austrugen. Elf der zwölf Berliner Auswahlspieler besuchen das SLZB.

- Kategorie: Sportnews

Im ersten Spiel der Vorrunde gegen die Auswahl aus Schleswig-Holstein (Freitag, 11.10.) taten sich die Berliner schwer. Die Schleswig-Holsteiner, die kompakt spielten und mit großem Kämpferherz ihre Chancen suchten, führten lange Zeit im ersten Satz (5:2, 12:8, 17:14), dann zogen die Berliner an (18:17). Doch die Schleswig-Holsteiner blieben auf Tuchfühlung und glichen mehrfach aus (18:18, 19:19, 22:22, 25:25). Mit etwas Glück sicherten sich die Berliner den Satz mit 27 zu 25. Im zweiten Satz gewannen die Berliner nach einer Serie von acht Stegen-Aufschlägen in Folge die Oberhand (9:2), setzten sich zunächst weiter ab (13:6, 20:12), verloren dann aber den Faden und gaben nacheinander sechs Punkte ab (23:15, 23:21). Dennoch konnten sie den zweiten Satzball verwerten (25:22) und den ersten Spielgewinn verbuchen. Ein Krimi war glücklich zu Ende gegangen.

Der erste Satz im anschließenden Vorrundenspiel gegen den Gastgeber aus Hamburg nahm einen ähnlichen Verlauf wie der zweite Satz gegen Schleswig-Holstein: Erik Stegen gelingt beim Stande von 3 zu 1 eine Serie von sechs Aufschlägen, an deren Ende es 9 zu 1 steht. Berlin setzt sich weiter bis auf 21 zu 12 ab. Dann erneut ein Einbruch: Die Hamburger machen Punkt um Punkt und ziehen gleich (22:22, 23:23). Und wieder kann Berlin in der Schlussphase den Satz nach Hause holen (25:23). Dass die Schiedsrichterin den Berlinern den entscheidenden Punkt zum Satzgewinn zuerkannte, sahen die Hamburger indes als krasse Fehlentscheidung, hatten sie doch eine Regelwidrigkeit des Berliner Blocks ausgemacht. Der zweite Satz verlief lange sehr ausgeglichen. Nach dem 13 zu 13 ließen die Berliner den Abstand zu den Hamburgern größer und größer werden (15:13, 17:14, 23:17) und gewannen den Satz mit 25 zu 18. Der Schlusspfiff ertönte um 20:45 Uhr. Ein langer Turniertag ging zu Ende.

Zwei Siege, aber keine Glanzleistung, auf der man sich ausruhen konnte. Warteten in der nächsten Gruppe mit Nordrhein-Westfalen (NRW) und Sachsen-Anhalt doch hochkarätige Gegner. Wollte man gegen sie bestehen, musste eine Steigerung her.
Die Leistung der Berliner im ersten Satz gegen NRW (Samstag, 12.10.) dämpfte die Hoffnungen, dass sie bei diesem Turnier bis zu Spitzenplatzierungen vordringen würden. Die NRWler brachten die Berliner mit druckvollen Aufschlägen in größere Not und ließen sie immer weiter hinter sich zurück (9:6, 15:8, 18:8). Landestrainer Franko Hölzig versuchte durch Auszeiten und Auswechslungen die Westdeutschen aus dem Rhythmus zu bringen. Doch ließen die sich in ihrem Lauf nicht beirren und holten sich den Satz mit 25 zu 15 – ein Paukenschlag, der die Titelambitionen der NRWler unterstrich und den Berlinern ins Mark fuhr. Wer nun erwartet hätte, dass sich die Berliner resigniert in ihr Schicksal ergeben, wurde allerdings eines Besseren belehrt. Die Berliner zeigten Moral: Immer wieder gelang es ihnen, sich an die NRWler heranzukämpfen, zuletzt bis auf einen Punkt (21:22). Zu keinem Zeitpunkt hatte Berlin jedoch die Führung in dem Satz, die sich NRW auch jetzt nicht mehr nehmen ließ – 25 zu 22 Endstand. Kaum jemand hätte vermutet, dass dies das letzte Spiel und gar der letzte Satz war, den die Berliner in diesem Turnier abgaben.

Sachsen-Anhalt war der nächste Gegner, der mit einer soliden Leistung in zwei Sätzen besiegt wurde (25:22, 25:21). Manche Kaderspieler waren sichtlich beflügelt von der Anwesenheit des Jugendbundestrainers, der unterdessen auf der Tribüne Platz genommen hatte. Das war auch gut so und nötig. Denn im ersten Satz machten es die Anhaltiner den Berlinern nicht leicht und glichen mehrfach aus (11:11, 19:19, 22:22). Im zweiten Satz liefen die Berliner lange einer Führung hinterher, konnten aber ihrerseits gleichziehen (17:17), sich nach dem 18 zu 18 bis auf vier Punkte absetzen (22:18) und den zweiten Satzball verwandeln.

Wenig später unterlag Sachsen-Anhalt NRW sehr deutlich (25:11, 25:5). Berlin stand damit als Zweiter der Gruppe D (NRW, Berlin, Sachsen-Anhalt) im Halbfinale. NRW wurde angesichts der beiden souveränen Siege schon als Pokalgewinner gehandelt, zumal die mitfavorisierten Mecklenburg-Vorpommern auf gleich drei Stammangreifer verzichten und sich am Ende mit dem vorletzten Platz begnügen mussten. Die Berliner wiederum hatten mit dem Einzug ins Halbfinale Bronze sicher (da bei Bundespokalen kein Spiel um Platz drei stattfindet). Bronze hatte die Auswahl bereits beim letzten Bundespokal Nord 2012 in Aachen geholt. War diesmal mehr drin? In den beiden ersten Turniertagen hatte man viel Licht, aber auch so manchen Schatten im Spiel der Berliner gesehen. Konnte man mit dem dritten Platz nicht hochzufrieden sein?

Der Tag der Halbfinals brach an (Sonntag, 13.10.). Gegner der Berliner war die Auswahl aus Niedersachsen. Die Berliner begannen überaus nervös. In keinem Satz begingen sie mehr Aufschlagfehler: Ganze sieben Bälle bekamen die Niedersachsen geschenkt. Als es 8 zu 7 für Berlin stand, hatten die Niedersachsen sechs ihrer sieben Punkte Berliner Fehlaufschlägen zu verdanken. Insgesamt kamen die Niedersachsen aber nicht wirklich ins Spiel und fanden keine Mittel, die spielerisch überlegenen Berliner zu stoppen. Zweimal zogen die Berliner bis auf sechs Punkte davon (22:16, 24:18) und verwandelten gleich ihren ersten Satzball (25:18). Obwohl der zweite Satz mit 25 zu 23 knapper für Berlin ausging, hatten die Berliner ihren Gegner über weite Strecken unter Kontrolle und mussten um den Sieg nicht zittern.

Die Tür zum Finale stand offen. Gegner war erneut das Team aus NRW, das sich im zweiten Halbfinale mit einiger Mühe gegen Bremen durchgesetzt hatte (25:20, 25:20). Nach dem überlegenen Sieg am Tag zuvor betrat die NRW-Auswahl das Feld als klarer Favorit. Der Druck lag mehr bei ihr als bei der Auswahl aus Berlin, die sich gegenüber dem Bundespokal Nord im Vorjahr bereits um einen Platz verbessert hatte und auch insofern befreit aufspielen konnte.
Die Berliner zeigten in der Folge ihre beste Turnierleistung, agierten konzentriert (nur ein Berliner Aufschlagfehler im zweiten Satz), nervenstark und wussten auch spielerisch zu überzeugen. Landestrainer Franko Hölzig hatte im Finale neben bewährten Angreifern wie Max Auste, Egor Bogachev und Johannes Mönnich, die von Zuspieler Till Nestke gut in Szene gesetzt wurden, auch mit einigem Mut Neulingen wie Vincent Freytag (der für den verletzten Stammlibero einsprang) und den Mittelblockern Matti Binder und Sebastian Grösch das Vertrauen geschenkt. Sie sollten ihn nicht enttäuschen und empfahlen sich für weitere Aufgaben.

Im ersten Satz wogte das Geschehen zunächst unentschieden hin und her, bis die Berliner beim Stand von 6 zu 6 im Zuge einer Aufschlagserie von Kapitän Egor Bogachev (sechs Punkte in Folge) die Führung übernahmen und stetig ausbauten (9:6, 12:6). Die NRWler konnten in diesem Satz den Berliner Vorsprung allenfalls auf drei Punkte verkürzen, vermochten die Berliner in ihrem Lauf aber nicht zu stoppen. Bei 24 zu 16 hatten die Berliner ihren ersten Satzball, mit dem dritten machten sie den Satzsieg perfekt (25:18). Die NRWler waren sichtlich beeindruckt, hatten sie am Tag zuvor doch in den Berlinern einen wahrlich leichteren Gegner erlebt. Hatte NRW noch Mittel, das Spiel zu wenden? Der zweite Satz begann wie der erste: Es wurde hart und erbittert gefochten; legte die eine Mannschaft einen Punkt vor, zog die andere umgehend nach und setzte oft noch einen drauf. Ganze zehn Mal kam es zum Gleichstand nach Punkten. Nach dem letzten Gleichstand (17:17) ging Berlin in Führung und behauptete sie bis zum Schluss (19:17, 22:18, 23:19). Gleich der erste Satzball (24:20) wurde verwandelt (25:20). Das Pokalfinale war glatt in zwei Sätzen gewonnen, kaum zu glauben.

Über ihren Sieg schienen selbst die Berliner Spieler etwas verblüfft zu sein. Überschäumende Freude und Siegestaumel sehen jedenfalls anders aus. Davon zeigten die Berliner U16-Mädchen mehr, die die Jungs am Spielfeldrand lautstark unterstützt hatten – ebenso wie die zahlreich angereisten Eltern, die mit Recht stolz waren auf ihre Jungs. Große Klasse und herzlichen Glückwunsch zum Pokalgewinn!

Unter Landestrainer Franko Hölzig und Co-Trainer Torsten Manke spielten für die Berliner Auswahl: Max Auste (BTSC/VCO Berlin), Adrian Baron (SCC/VCO Berlin), Matti Binder (BTSC), Paul Blümel (BTSC), Egor Bogachev (SCC/VCO Berlin), Vincent Freytag (BTSC), Sebastian Grösch (SCC), Daniel Hähnert (SCC/VCO Berlin), Yannik Lind (BTSC), Johannes Mönnich (SCC/VCO Berlin), Till Nestke (SCC/VCO Berlin) und Erik Stegen (SCC/VCO Berlin). Delegationsleiter war Michael „Gustav“ Lenck, Physiotherapeut Thomas Stadie.