Nachwuchssportlerin des Monats Januar - Pauline Opitz

Eine Marzahnerin auf dem Weg in die europäische Spitze! Pauline Opitz ist taub – und eine Schwimmerin, die in fast allen Stilen zu Hause ist. Rückenschwimmen liegt ihr aber am meisten.

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Vor ein paar Jahren gab es bei Pauline Opitz eine Phase, in der Sport auf einmal nicht mehr die oberste Priorität in ihrem Leben hatte. Die Schwimmerin traf sich stattdessen lieber mit Freunden oder ging auf Partys – Dinge, die man als Teenager eben so macht. Fast ein Jahr pausierte sie, ehe sie merkte, wie sehr sie den Sport doch vermisste. „Ich brauche das einfach, dafür lebe ich“, sagt sie. Also fing sie wieder mit dem Training an und steigerte sich nach der Auszeit umso mehr. Bei den deutschen Meisterschaften der Behinderten erreichte sie 2018 Platz zwei und drei, qualifizierte sich damit auch für die EM der Gehörlosen – ihr erster internationaler Start bei den Erwachsenen. Über 50 Meter Rücken wurde sie Sechste, über 200 Meter Rücken Siebte. Dafür wurde sie nun auch zu Berlins Nachwuchssportlerin des Monats Januar gewählt.

Dieses Jahr will sie zur WM, langfristig zu den Deaflympics

Pauline Opitz ist von Geburt an taub, doch die Europameisterschaften waren ihr erster Wettkampf im Gehörlosensport. Entsprechend nervös war sie im Vorfeld. In Deutschland startet die 16-Jährige normalerweise im paralympischen Bereich, zusammen mit verschiedenen anderen Startklassen. International gibt es jedoch getrennte Wettkämpfe. Gehörlose dürfen auch nicht an den Paralympics teilnehmen, sie haben stattdessen ihre eigenen Deaflympics, ausgetragen im Vier-Jahres-Rhythmus. Dabei handelt es sich nach Olympia um das am längsten laufende Sportevent weltweit. Die ersten Spiele fanden 1924 in Paris statt.

Langfristig will auch Pauline Opitz an den Deaflympics teilnehmen. In diesem Jahr ist ihr Ziel aber zunächst die Gehörlosen-WM im August in Brasilien. Mit dem Berliner Schwimmteam, einer der weltweit erfolgreichsten Mannschaften im Schwimmen mit Handicap, hat sie den perfekten Partner an ihrer Seite.

Zurzeit bringt sie sich im Trainingslager in der Türkei in Form. Die Marzahnerin ist in nahezu allen Schwimmstilen zu Hause. Bei den deutschen Kurzbahnmeisterschaften gelang ihr über 50 Meter Freistil ein deutscher Rekord in der Startklasse AB, doch am liebsten mag sie die Rückenstrecken. Zu ihren Stärken zählt, dass sie ihre Fehler nach dem Wettkampf akribisch aufarbeitet: „Wenn ein Rennen mal nicht so gut gelaufen ist, frage ich nach den Ursachen und arbeite diszipliniert daran, es nächstes Mal besser zu machen“, sagt sie. Gelegentlich ist sie dabei jedoch fast schon ein wenig zu selbstkritisch. „Ich vergesse oft, die positiven Dinge anzuerkennen.“

Auf dem Startblock zu stehen, ist schwierig für sie

Auf dem rechten Ohr hört Pauline Opitz so gut wie gar nichts, links etwa 20 Prozent – dort trägt sie auch ein Hörgerät. Da im Ohr auch der Gleichgewichtssinn sitzt, ist es für die Schülerin des Schul- und Leistungssportzentrums im Sportforum Hohenschönhausen nicht ganz einfach, auf dem Startblock ihre Position zu halten. Im Wasser muss sie sich zudem sehr bemühen, nicht zur Seite zu kippen. Erschwernisse, die sie bislang gut gemeistert hat. Auch dank ihrer neuen, alten Zielstrebigkeit.

 

Text: Philip Häfner \\\\ Berliner Morgenpost