Ein schönes Stück Torte ohne Sahnehäubchen

Bericht des Landestrainers Kay Witt von der Deutschen Jugendeinzelmeisterschaft 2017, vom 17.-19.2.2017 in Bad Vilbel

- Kategorie: Sportnews

Malte und Brian - eher mäßig begeistert

Das Ziel war im Mai letzten Jahres von Malte Wagner, Brian Holtschke (beide 11. Jahrgang + SG EBT) und Trainer klar formuliert: „Wir wollen Deutscher Meister 2017 werden“. Ein hoher Anspruch – zumal man ja zu diesem Zeitpunkt nicht unbedingt zu den festen Größen des Deutschen Badmintonsportes zählte und auch gemeinsam noch nicht allzu viel auf nationaler Ebene erreicht hatte. Wer jedoch die Entwicklung der Beiden im letzten halben Jahr aufmerksam verfolgt hatte, dem war klar, dass dieser Anspruch kein utopischer war. Alles lief rund, Erfolge stellten sich ein. Bis dann im Januar Brian eine schwere Bänderverletzung erlitt und dadurch seine Teilnahme an der Meisterschaft in Frage gestellt wurde. Eine schwere Hypothek für Brian, als er am Samstag bei der DEM erstmalig seit 6 Wochen wieder auf dem Feld stand, um einen Wettkampf zu spielen. Hält der Knöchel? Hält der „Kopf“? Wie reagiert der Körper auf die doch sehr starke Wettkampfbelastung? Die Antwort darauf ist schnell gegeben: Bis zu den Endspielen hervorragend! Obwohl im Einzel als auch im Doppel ab dem Viertelfinale schwere Gegner auf ihn warteten, konnte er an die Leistungen des Herbst/ Winters anknüpfen und seine Stärken ausspielen. Der Lohn: Zweimalige Finalteilnahme….
Im Jungeneinzel war dann aber sein Gegner Lukas Resch aus dem Rheinland, den er in einem Wettkampf noch nie besiegen konnte, mindestens ein Level besser. Brian hätte schon sein allerbestes Badminton spielen müssen, um an diesem Tage gegen Lukas zu gewinnen. Immer wieder schaffte Lukas es, Brian durch frühe Treffpunkte im Vorderfeld „hinten“ unter Druck zu setzen. Leider war Brians Neutralisationsspiel nicht von gewohnter Qualität, so dass Lukas zu vielen leichten Abschlüssen kam. Nur wenn es in den Netzbereich ging, konnte Brian auf Augenhöhe mithalten. Am Ende jedoch war Lukas der klare und verdiente Sieger.
Im darauffolgenden Doppel war die Chance auf einen Titel größer. Kleinigkeiten jeweils zum Ende der Sätze führten dazu, dass bis dahin ausgeglichen geführtes Spiel zugunsten der Gegner kippte, sodass am Ende zwei 18:21 Verluste standen. Aber auch hier verdiente Sieger:
Lukas Resch und Marvin Datko (NRW). Die Enttäuschung von Brian und Malte war riesengroß,
zumal sie nicht die Präsens und den Druck auf dem Feld entwickeln konnten, wie sie es sich im Vorfeld des Finales vorgenommen hatten.
Trotzdem kann ich den Beiden nur zurufen: Unter diesen Voraussetzungen war es ein Erfolg, die Finals zu erreichen, und im nächsten Jahr wird dann in der Altersklasse U 19 ein neuer Versuch gestartet, den Titel zu erringen.
Ganz oben auf dem Treppchen zu stehen, war auch Kian-Yu Oei (SV Berliner Brauereien) mit seiner Partnerin Thuc Nguyen (Hamburg) im Mixed U 15 verwehrt. Im Endspiel mussten die Beiden die Spielstärke von Aaron Sonnenschein/ Leona Michalski (NRW) anerkennen. Aber als „Erstjährige“ mit durchweg guten Leistungen überhaupt ins Finale zu kommen, war schon ein großer Erfolg. Dieser war Kian-Yu im Einzel leider vergönnt, da die Setzfee es nicht gut mit ihm meinte. Schon im Viertelfinale traf er auf den hohen Favoriten und späteren Sieger Matthias Kicklitz (Hamburg), der an diesem Wochenende in der Altersklasse U 15 durch das Doppel und das Einzel wie ein Messer durch die warme Butter schnitt. Streckenweise hielt Kian-Yu gut mit, aber immer wenn es knapp wurde, hatte man das Gefühl, dass Matthias noch einmal an Konzentration und an Geschwindigkeit zulegte und somit Kian-Yu „den Stecker ziehen“ konnte. Kian-Yu ist aber sicherlich ein Spieler, der bei entsprechender Auslosung auch hätte ins Halbfinale kommen können.
Damit sind auch schon unsere Medaillensammler erwähnt. Unser Team bestand jedoch noch aus 12 weiteren Spieler/innen, die mit überschaubarem Erfolg an der deutschen Meisterschaft teilnahmen. Teils waren die Hürden schon in der zweiten Runde sehr hoch, teils gelang es einem Großteil der Spieler/innen nicht, ihre eigenen Erwartungen zu erfüllen. Offensichtlich sind einige nicht in der Lage, in Turnieren auf nationaler Ebene die Leistungen zu zeigen, die sie auf Norddeutscher Ebene unter Beweis gestellt haben. So wurden fast alle sogenannten 50:50 Spiele verloren, aber in der Regel nicht aus dem Grunde, dass der Gegner über sich hinauswuchs, sondern weil wir selber es nicht schafften, an unsere körperlichen Leistungsgrenzen heranzugehen.
Dieses gilt ausdrücklich nicht für Tim Krämer (SC Brandenburg) und Henriette Leber (SG EBT), die beide im Einzel U 19 gegen favorisierte Gegner aufopferungsvoll kämpften und nur knapp unterlagen.
Berg- und Talfahrt war angesagt im Mixed U 15 bei Paul Müller (SV Berliner Brauereien)/ Lucie Wagner (SG Empor Brandenburger Tor). Zwei wirklich gelungene Spiele, darunter gegen eine an Nr. 6 gesetzte Paarung, führten ins Viertelfinale. Hier war die Hoffnung vorhanden, durch ein weiteres gutes Spiel gegen eine an Nr.3 gesetzte hessische Paarung, um den Einzug ins Halbfinale zu spielen. Leider gelang es Paul und Lucie nicht, die zuvor gezeigte Leistung gegen zugegebenermaßen starke Gegner auch nur ansatzweise zu wiederholen. Schade!
Im Doppel mussten Lucie und unser U13- Küken Michelle Kanschik (BC Potsdam) gleich gegen die späteren Deutschen Meisterinnen antreten. Im 1. Satz gelang es ihnen, über eine große Strecke auf Augenhöhe mitzuspielen, um dann im 2. Satz den Mut verlierend chancenlos zu sein. Michelle war auf jeden Fall diejenige, die an diesem Wochenende den meisten Spaß am Turnier hatte, zumal sie mit ihrem U13- Partner Jonathan Dresp aus Hamburg in der ersten Runde ein gesetztes Mixed ausschalten konnte und auch in der zweiten Runde nur knapp verlor.
In allen Altersklassen fiel auf, dass unsere Spieler/innen der Deutschen Spitze mental unterlegen sind. Ausnahmen sind die DBV-geförderten Athleten und Tim Krämer. Diese nicht zum ersten Mal formulierte Erkenntnis ist sicherlich der entscheidende Faktor, um erfolgreicher abschneiden zu können. Umso mehr wird der Focus in der weiteren Trainingsarbeit auf entsprechende Trainingsinhalte und /–maßnahmen liegen.
Zur Deutschen Einzelmeisterschaft ist noch anzumerken, dass in diesem Jahr ausnahmslos die Favoriten siegten. In den meisten Endspielen standen sich die Topgesetzten gegenüber und kein Spieler trug sich in die Siegerlisten ein, der nicht auf Nr.1 oder 2 gesetzt war.
Vielen Dank an das Trainerteam Carla Strauss, Basti Zimmermann und Andreas Kämmer, das mit Gelassenheit und Kompetenz unserem Team die größtmögliche Unterstützung gab.

Die einzelnen Spielergebnisse sind zu finden unter:
www.turnier.de/sport/tournament.aspx?id=6376FD2F-E07F-4EE2-9FC0-6F65B1C5F2CC